Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich

Gleiche Rechte – kulturelle Partizipation – Sichtbarmachung

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Parteien über uns

27 September 2013 · 3 Kommentare

Wir schrieben am 2. September 2013 alle bei der Nationalratswahl am 29. September 2013 in Österreich antretenden Parteien mit folgendem Text an:

“Sehr geehrte Damen und Herren!
Im Zusammenhang mit der kommenden Nationalratswahl 2013 möchten wir sehr gerne wissen, was [die Partei XY] über die ‘Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich’ denkt.
www.atheistische-religionsgesellschaft.at
Bitte teilen Sie uns auch mit, ob wir Ihre Antwort öffentlich zugänglich machen dürfen; wir stellen diese Frage allen zur Wahl antretenden Parteien.
Mit bestem Dank im Voraus
und freundlichen Grüßen,
Wilfried Apfalter und Alexander Rezner”

1) 2.9.2013

Der Obmann der EU-Austrittspartei (Österreichs), Mag. Robert Marschall, antwortete uns:

“Wir haben uns über die ‘Atheistische Religionsgemeinschaft’ noch keinen Kopf zerbrochen, da wir diese bislang nicht kannten.
Die EU-Austrittspartei hat jedenfalls den EU-Austritt Österreichs zum Hauptziel. Weitere wichtige Ziele sind eine bessere repräsentative & direkte Demokratie, die Beibehaltung der immerwährenden Neutralität Österreichs, massive Zuwanderungsbeschränkungen sowie österreichisches Steuergeld muß in Österreich bleiben.”

2) 2.9.2013

Lukas Daniel Klausner vom Bundesvorstand der Piratenpartei Österreichs antwortete uns:

“ich denke, unsere Haltung bzgl. Religion, Atheismus und Humanismus ist im entsprechenden Programmpunkt unsere Parteiprogramms recht gut ausformuliert:
[Link zum Parteiprogramm]
‘Die Piratenpartei Österreichs verfolgt eine Politik, die von Fakten und Ergebnissen der Wissenschaft sowie humanistischen Werten gestützt wird. Wir setzen uns deshalb für einen kritischen Umgang mit Pseudowissenschaften ein. Pseudowissenschaften müssen als solche entlarvt werden, um Schäden an der Gesellschaft zu vermeiden.
Aus denselben Gründen spricht sich die Piratenpartei Österreichs gegen eine Vermischung von politischer Arbeit und Glaubensgerüsten egal welcher Art aus (Religion, Esoterik, …). Daher wollen wir auch esoterische, pseudowissenschaftliche oder religiös begründete Positionen in der Politik als solche kennzeichnen, in unserer Arbeit strikt meiden und bei anderen Parteien aufdecken.’
Natürlich dürfen Sie diese Antwort auch gerne öffentlich zugänglich machen.”

3) 2.9.2013

Julia Zednik vom Parlamentsklub des Team Frank Stronach bedankte sich für unser Mail. Sie teilte uns mit, das Team Stronach freue sich über unser Interesse am Team Stronach und an dessen Standpunkt zum Themenkreis Kirche und Religion. Die Position des Team Stronach lasse sich jedoch in wenigen Worten zusammenfassen: In Österreich bestehe das System einer institutionellen Trennung von Staat und Kirche und dies befürworte die Partei. Auch wenn Frank Stronach persönlich ein religiöser Mensch sei, vertrete er die Meinung, dass das persönliche Glaubensbekenntnis Privatsache sei. Das betreffe selbstverständlich auch die Atheistische Religionsgesellschaft. Die religiösen Ansichten von Frank und den Abgeordneten des Team Stronach würden daher nicht kommuniziert. Genauso wenig mischten sich diese in die Glaubensangelegenheiten der Österreicher ein und würden das auch in Zukunft so handhaben.

4) 3.9.2013

Der Parlamentsklub des BZÖ dankte uns für unser Schreiben. Er informierte uns darüber, dass das BZÖ als liberale Partei keine dezidierte Meinung zu einzelnen Religionsgemeinschaften habe, da die Zugehörigkeit zu einer solchen im höchstpersönlichen Bereich liege und es jedem Einzelnen überlassen sei, ob, und wenn ja, welcher Religionsgemeinschaft er sich zugehörig fühle. Aus diesem Grund habe das BZÖ auch keine Meinung zu unserer Religionsgemeinschaft. Organisatorisch habe das BZÖ schon 2009 die Abschaffung der derzeitigen Form der Kirchensteuer mit Klags- und Exekutionsmöglichkeit beantragt, um die Mitgliedschaft in der Kirche von finanziellen Zwängen zu entkleiden. Wenn unsere Initiative [die Atheistische Religionsgesellschaft] zu einer öffentlichen Diskussion über die Rechtsstellung der Religionsgemeinschaften beitrage, wäre dies aus der Sicht des BZÖ positiv.

5) 4.9.2013

Die Spitzenkandidatin der Sozialistischen Linkspartei (SLP), Sonja Grusch, antwortete uns:

“Die SLP ist für die vollständige und tatsächliche Trennung von Kirchen und Staat. Das bedeutet auch ein Ende aller Privilegien die Kirchen bzw Religionsgemeinschaften geniesen – steuerlich, in Form von Subventionen, Förderungen etc, rechtlich uvm.
Religion ist Privatsache und hat daher insbesondere in Bildungseinrichtungen (Schule und Kindergarten) nichts zu suchen – wir sind daher nicht nur ein Ende der finanziellen Unterstützung des Religionsunterrichtes sondern auch für ein Ende desselben an Bildungseinrichtungen. Wir sind ausserdem für einen massiven Ausbau von Bildung- und Sozialeinrichtungen damit nicht religiöse Einrichtungen (z.B. bei Kindergärten oder im Pflegebereich) dieses Vakuum füllen können und damit auch um Unterstützung für ihre Ideen werben können.
Wir verstehen die atheistische Religionsgesellschaft als Versuch im Rahmen eines Rechtssystemes, dass Religionen bevorzugt, eine rechtliche Gleichstellung zu erreichen. Wir sind allerdings davon überzeugt, dass Veränderungen weniger durch juristische Schachzüge sondern durch breite gesellschaftliche Bewegungen, insbesondere durch soziale Kämpfe der ArbeiterInnenbewegung (die traditionell jene Kraft war, die Religionsgemeinschaften und ihren Einfluss in die Schranken gewiesen hat) erreicht werden. In diesem Sinne ist unsere Arbeit gegen Rassismus und Sozialabbau, für die Gleichstellung von Menschen unterschiedlicher Herkunft (und auch Religion) und für eine sozialistische Politik im Sinne der Mehrheit der Menschen und nicht einiger weniger KapitalistInnen, auch ein wichtiger Schritt gegen die Macht von Religionsgemeinschaften über die Köpfe von Menschen.
‘Es rettet uns kein höhres Wesen, kein Gott, kein Kaiser, kein Tribun’ – das ist für mich als Sozialistin auch eine Anleitung zum Widerstand.”

6) 4.9.2013

Mag. Thomas Tayenthal von der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) dankte uns für unser Schreiben und teilte uns mit, dass er dieses zur Beantwortung an den Präsidenten der Christlich Freiheitlichen Plattform weitergeleitet habe. Eine Antwort von dieser Plattform hat uns bisher (27.9.2013) nicht erreicht.

7) 4.9.2013

Mag. Daniela Platsch von der Partei Der Wandel schrieb uns, dass man bisher noch nichts von unserer Initiative gehört habe, diese aber sehr spannend und auch cool finde. Es wurde eine Gegenfrage an uns gestellt – nämlich wie wir die Aussage, Religion habe für die Partei Der Wandel nichts in der Politik zu suchen, für eine atheistische Religionsgemeinschaft bewerten würden. Diese Frage haben wir gerne wie folgt beantwortet:

“vielen Dank für die rasche Antwort und für das Kompliment! :)
Als Privatpersonen setzen wir uns für eine sehr weit gehende Trennung von Religion und Staat ein. Gleichzeitig wollen wir eine allgemeine Gleichberechtigung unserer ‘Atheistischen Religionsgesellschaft in Österreich’ mit den etablierten Religionsgemeinschaften. Ob diese Gleichberechtigung mit oder ohne die derzeitige Sonderstellung/Privilegierung von Religionsgemeinschaften erreicht wird ist in unseren Augen eine politische Frage, die von der Politik entschieden wird.
Mit vielen freundlichen Grüßen,
Wilfried Apfalter und Alexander Rezner”

8) 5.9.2013

Der Spitzenkandidat der Christlichen Partei Österreichs (CPÖ), Dr. Rudolf Gehring, schrieb uns, er finde es beachtenswert, dass wir eine Anfrage an die Christliche Partei Österreichs (CPÖ) richteten, denn schon in unserer Bezeichnung als Religionsgesellschaft, die atheistisch sei, erkenne er einen großen Widerspruch. Im Wort „Religion“ stecke die Rückbindung an ein transzendentes Wesen, nämlich Gott. Religiös sei jeder Mensch von Natur aus, denn er strebe nach dem Transzendenten. Religiosität gehöre zum Menschen und wer das leugne, nehme dem Menschen, der Körper, Geist und Seele umfasse, einen Teil seines Lebens. Christen glaubten an den personalen Schöpfergott in seiner Dreifaltigkeit und an die Erlösung durch den Kreuzestod von Jesus Christus. Eine gottlose Religiosität (Atheismus) sei für die CPÖ ein Irrweg. In der Freiheit Gottes könne jedoch jeder Mensch selbst entscheiden, welchen Weg er gehe. Wir müssten uns tagtäglich zwischen dem Guten und dem Bösen entscheiden. Das lasse Gott zu, aber wir seien für jede Entscheidung Gott gegenüber verantwortlich. Er würde sich persönlich wünschen, dass die Atheistische Religionsgesellschaft den Weg zu Gott auf der Grundlage der Bibel finde.

Die Originalzitate wurden nur verwendet, wenn uns dies auch erlaubt wurde. Von den anderen bei der Nationalratswahl am 29. September 2013 antretenden Parteien hat uns bisher (27.9.2013) keine Antwort erreicht.

Tags: News

3 responses so far ↓

  • 1 Lutz // Sep 27, 2013 at 17:32

    Toll :-)

  • 2 Lisa // Sep 30, 2013 at 13:04

    Witzige Aktion! ;)

  • 3 alfred siebenhirter // Nov 12, 2013 at 19:52

    Das die Christlichen Partei Österreichs alltagssprachlich das Wort „Religion“ ausschließlich mit einer Rückbindung an ein transzendentes Wesen versteht, ist ebenso bezeichnend wie ihr Glaube, daß eine gottlose Religiosität ein Irrweg sei.

    Ebensogut kann man behaupten, daß die auf eine Gottheit ausgerichtete Religiosität ein Irrweg sei, wenn man mit Religion die Begriffe Rücksicht, Bedenken, Gewissenhaftigkeit, Sorgfalt und Genauigkeit interpretiert.